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START TAG 2
 

Der Start in den Tag
2
Bewahrung vor dem Schrecken des Streits

 

 

2. Strophe

„Er halte uns die Lippen rein,
kein Hader darf uns heut entzwein.
Er mache unser Auge frei
und zeige, was da eitel sei.“*

„Nicht so viele von euch sollen Lehrer werden, meine Brüder. Ihr wisst, dass wir im Gericht strenger beurteilt werden. Denn wir alle verfehlen uns in vielen Dingen. Wer sich in seinen Worten nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mann und kann auch seinen Körper völlig im Zaum halten. Wenn wir den Pferden den Zaum anlegen, damit sie uns gehorchen, lenken wir damit das ganze Tier. Oder denkt an die Schiffe: Sie sind groß und werden von starken Winden getrieben und doch lenkt sie der Steuermann mit einem ganz kleinen Steuer, wohin er will.
So ist auch die Zunge nur ein kleines Körperglied und rühmt sich doch großer Dinge. Und wie klein kann ein Feuer sein, das einen großen Wald in Brand steckt.
Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. Die Zunge ist der Teil, der den ganzen Menschen verdirbt und das Rad des Lebens in Brand setzt; sie selbst aber ist von der Hölle in Brand gesetzt.“ (Jakobusbrief, 3,1-6)**

„Sei ein Türhüter deines Herzens und lass keinen Gedanken ohne Befragung herein. Befrage einen jeden Gedanken (einzeln) und sprich zu ihm: ,Bist du einer der unseren oder einer unserer Gegner?’ Und wenn er zum Hause gehört, wird er dich mit Frieden erfüllen. Wenn er aber des Feindes ist, wird er dich durch Zorn verwirren oder durch eine Begierde erregen. Solcherart nämlich sind die Gedanken der Dämonen.“***

Zeichnung Dämonen: Otto Schaser * Jochen Klepper, 2. Strophe, Ambrosianischer Morgengesang – Schon bricht des Tages Glanz hervor, Nachdichtung von Jochen Klepper, in: Kyrie. Geistliche Lieder, 20. unver. Auflage 1998, Bielefeld 1950, 7 ** Einheitsübersetzung *** Evagrios Pontikos, Briefe aus der Wüste, 11. Brief, in: Weisungen der Väter Bd. 18, hrsg. v. Gabriel Bunge / Jakobus Kaffanke OSB, 2. verb. Auflage, Trier 2013, 188-189

Gedanken zu den einzelnen Strophen des Hymnus
in der Übersetzung von Jochen Klepper
(Mit jeder folgenden Strophe werden weitere Erläuterungen folgen.)

2. Strophe

„Er halte uns die Lippen rein,
kein Hader darf uns heut entzwein.
Er mache unser Auge frei
und zeige, was da eitel sei.“

Die zweite Strophe hebt unmissverständlich ins Bewusstsein, was Unheil über den Einzelnen und die Gemeinschaft auslöst: Streit und Zwietracht!

Das Wort ‚Hader’, das Klepper hier verwendet, beinhaltet in seiner ursprünglichen Wortbedeutung auch den Kampf der Auseinandersetzung, jedoch hebt der lateinische Text mehr den Schrecken (horror) der Streitigkeiten hervor, den diese oftmals bewirken.

Es kann in einem ganz kurzen Augenblick, von einer Sekunde zur anderen, unvorhersehbar geschehen, dass die friedvolle Atmosphäre durch wenige Worte zerstört wird und das Blut in den Adern in eine fürchterliche Wallung gerät.

Auf der einen Seite gibt es den Autor provozierender oder bösartiger Worte; auf der anderen Seite gibt es den Boden seelischer Ungeklärtheit des Hörenden, der den Worten eine schreckliche Auswirkung im eigenen Innern ermöglicht.
Für beide – den Autor und den Hörenden – gilt es den seelischen Blick zu schärfen, um den größten inneren Feind zu besiegen: die Eitelkeit.
Geben wir uns Rechenschaft: Worauf sind wir neidisch? Welche Person können wir nicht leiden? Warum halten wir uns für besser?

Bevor wir einen spannungsreichen Kampf nach außen tragen, ist es ratsam, sich der folgenden Frage zu stellen: Ist das Ereignis es wirklich wert, dass mein Herz dadurch in eine folgenschwere Unruhe gerät? Das Ziel bei der Beantwortung sollte sein, das innere Auge wieder freizubekommen.

Zum Beginn des Tages – das kommende Handeln liegt noch vor uns – ist es besonders angebracht, die Gefahren zu erblicken, die durch Anmaßung und Prahlerei entstehen können. Wir werden gelassener gestimmt sein, wenn wir von vorneherein eine demütige Einstellung dagegenhalten. Auf diese Weise können wir es vermeiden, ins Bodenlose zu fallen, da die Scheingebilde kein Fundament besitzen.

Der Wüstenvater Evagrios Ponticos schreibt: „An Hochmut leidet, wer sich selbst von Gott entfernt und eigener Kraft die eigenen Leistungen zuschreibt. Wie aber der, welcher auf Spinnweben tritt, hindurchfällt und in die Tiefe stürzt, so kommt zu Fall, wer auf eigene Kraft vertraut.“*

Somit verbinden sich die beiden ersten Strophen auf eine intensiv geistige Weise, da sie uns in Erinnerung rufen, wie klug es ist, auf Gott zu vertrauen.

* Evagrios Pontikos, Über die acht Gedanken, eingeleitet und übersetzt v. Gabriel Bunge, Würzburg 1992, 78-79

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