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START TAG 4
 

Der Start in den Tag
4
Gott sei Dank


4. Strophe

„Auf dass, wenn dann die Sonne sinkt
und Dunkel wieder uns umringt,
wir ledig aller Last der Welt
lobsingen dem im Sternenzelt.“*



Altvater Daniel, der Schüler des Altvaters Arsenios, erzählte: Ich befand mich einmal in der Nähe des Altvaters Alexander. Und es überfiel ihn ein Schmerz, und er streckte sich wegen der Krankheit aus, wobei er nach oben blickte. Es traf sich aber, dass der selige Arsenios zu ihm kam, um mit ihm zu sprechen. Und er sah ihn so ausgestreckt liegen. Während der Unterhaltung sagte er zu ihm: ‚Wer war denn der Weltmann, den ich hier sah?’ Der Altvater Alexander antwortete: ‚Wo hast du ihn gesehen?’ Und er sprach: ‚Als ich vom Berg herabstieg, schaute ich auf die Höhle und ich sah einen ausgestreckt mit dem Blick nach oben.’ Da warf er sich ihm zu Füßen und sagte: ‚Verzeih mir, ich war es; denn Schmerz hatte mich ergriffen.’ Da sprach der Greis zu ihm: ‚Also du warst es? Gut! Ich glaubte, es sei ein Weltmann, und darum habe ich gefragt.’“**



„Mein ist das Sonnenlicht, mein ist der Morgen
Geboren aus dem einen Licht, das schon im Garten Eden schien
Lobpreise mit Jubel, lobpreise jeden Morgen
Wie Gott den neuen Tag auf's neue erschafft.“***
(Cat Stevens)


* Jochen Klepper, 4. Strophe, Ambrosianischer Morgengesang – Schon bricht des Tages Glanz hervor, Nachdichtung von Jochen Klepper, in: Kyrie. Geistliche Lieder, 20. unver. Auflage 1998, Bielefeld 1950, 7 ** Weisung der Väter, übers. v. Bonifaz Miller, Trier 1986, 29 *** Cat Stevens, Morning has broken, 3. Strophe, Übersetzung nach:http://www.songtexte.com/uebersetzung/cat-stevens/morning-has-broken-deutsch-6bd6faee.html Song: https://www.youtube.com/watch?v=e0TInLOJuUM


Gedanken zu den einzelnen Strophen des Hymnus
in der Übersetzung von Jochen Klepper
(Mit jeder folgenden Strophe werden weitere Erläuterungen folgen.)

4. Strophe„

Auf dass, wenn dann die Sonne sinkt
und Dunkel wieder uns umringt,
wir ledig aller Last der Welt
lobsingen dem im Sternenzelt.“

Die Last der Welt und damit die Beschwerlichkeit des menschlichen Daseins bestehen nicht nur darin, dass wir fremdem Druck ausgesetzt sind, sondern sie gründen im Konzept des Schöpfers, der die Verwiesenheit in jeder menschlichen Natur verankert hat. Das menschliche Geschöpf erkennt: ‚Aus mir selbst heraus vermag ich kaum etwas und ich bin nur bedingt den anderen eine Leuchte.’

Streitsucht, Eitelkeit, Hochmut, Egozentrik, Hartherzigkeit, unbeherrschtes Essen und Trinken, auf die der Inhalt der einzelnen Strophen aufmerksam macht, werden vorrangig nicht als moralische Gewissenspunkte angeführt, sondern der betenden Gemeinschaft ist bewusst, dass diese Fehlhaltungen durch ihre Angst machenden Dynamiken echte Gefährdungen des menschlichen Daseins darstellen. Vor allem der Glaubende weiß darum, dass der Mensch aufgrund der vielfältigen Laster zum Untergang neigt, und dass aufgrund der Fülle möglicher Sünden nur mit der entscheidenden Unterstützung Gottes ein heilsames Handeln verwirklicht werden kann.*

Wenn es uns gelungen ist, mit einsichtiger Selbstbeherrschung uns von einigen Lastern oder Fehlhaltungen zu befreien, und in dem Wissen darum, dass dieses nicht ausschließlich in unserer eigenen Leistung gründen kann, erst dann wird es uns viel eher möglich sein, einen befreiten und Gott dankenden Lobgesang am Abend in Richtung Sternenzelt hinaufzusenden.

Der Glaubende wendet sich auch deswegen an Gott, da er sich bewusst ist, dass dieser nicht an die irdischen Bedingungen der Vergänglichkeit und Fehlbarkeit gebunden ist.
Im ursprünglichen Wortsinn bedeutet das Wort ‚Welt’ Menschenalter sowie Menschenzeit**. Demgegenüber gibt es die Sphäre Gottes, die weder durch Zeit noch Raum begrenzt ist.
Wir Menschen sehnen uns nach diesem unendlichen und ewigen Raum, der sich angesichts der Schönheit des Sternenhimmels auf natürliche Weise in unserer Seele ausbreiten kann. Dieses Erleben hat Jochen Klepper bildlich eingefangen, indem er die Wirklichkeit des Sternenzeltes als Wort hinzugefügt hat.

Diese abendliche Erleuchtung, die das Urvertrauen in etwas Ewiges widerspiegeln kann, ist eins mit dem Glanz am Beginn des Tages, den sich der Beter mit der ersten Zeile des Hymnus vor sein inneres Auge führt: „Schon bricht des Tages Glanz hervor“.

Wenn es nicht Gott ist, der die Dunkelheit erleuchtet und den lichtvollen Morgen wie neu erschafft, wer ist es dann?

* vgl. Reinhard Deichgräber, in: Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, hrsg. v. G. Hahn / J. Henkys, Ausgabe in Einzelheften, Heft 8, Göttingen 2003, 59 ** vgl. Duden, Das Herkunftswörterbuch, 3. Aufl., Mannheim 2001, 922

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